vocal ecotism
Leitlinien für die Stimmkunst in der versehrten Welt/
Guidelines for a vocal art in the wounded world
Die hier aufgeführten Leitlinien stellen ein weiterhin vorläufiges aber doch schon richtungsweisendes Ergebnis unserer Recherche dar. Alle Kunstschaffenden sind eingeladen, sich hier inspirieren zu lassen für die eigene Arbeit an einer Kunst für die versehrte Welt!
The guidelines listed here present a preliminary but already indicative result of our research. All artists are invited to draw inspiration from them for their own work on an art for the wounded world!
English below!
Zwei zentrale Gedanken für eine
Stimmkunst in der versehrten Welt
In der künstlerischen Arbeit mit Stimme und Gehör halten wir immer die drei Bereiche
„Ich – die anderen – die mehr als menschliche Welt“ präsent.
Die Schwerpunkte können für jede künstlerische Aktion neu gesetzt werden. Die verschiedenen Weisen der Präsenz ergeben sich aus den unten ausgeführten weiteren Grundlagen für die Stimmkunst in der versehrten Welt.
In der gleichzeitigen Verbindung mit den drei Bereichen wird die Versehrtheit der Welt offenbar und künstlerisch darstellbar:
als Versehrtheit des Selbst, der sozialen Beziehungen und der ökologischen Krisen der mehr als menschlichen Welt.
Daraus ergeben sich zwei Arbeitsfelder für die Stimmkunst in vocal ecotism:
a. Das Einüben eines neuen Weltverhältnisses: Alles ist mir ähnlich und mit mir verbunden (Stimmliche Elementenlehre); alles singt, ich kann mich zu allem and allen positionieren, mit anderen Worten: Ich unterscheide mich.
b. Die Thematisierung der versehrten Welt mit den Mitteln der Stimmkunst.
Die Versehrungen zeigen sich in den drei Bereichen Ich – die anderen – die mehr als menschliche Welt und in den Beziehungen dieser drei Bereiche zueinander. Das sind Ansatzpunkte für die künstlerische Auseinandersetzung.
Leitlinien einer Stimmkunst in der versehrten Welt
1. Nicht-Wissen: Wir arbeiten mit Fragen, nicht mit Antworten. Wir erlauben uns Zweifel, Ratlosigkeit. Die Kunstaktionen sind Etappen eines Suchprozesses.
2. Lernen statt lehren. Alle Kunstaktionen sind so gestaltet, dass die Beteiligten auf und vor den „Bühnen“ die Gelegenheit haben, zu lernen – ohne dass gelehrt oder gar belehrt wird! Wir probieren, forschen und lassen andere daran teilhaben.
3. Selbstbefragung: Wir beginnen bei uns. Wir machen uns selbst zum Teil der Forschungsreise.
4. Hören: Hören ist integraler Bestandteil der künstlerischen Aktion. Wir hören auf das, was sich in der Situation ereignet. Hören ist ein Modus des Forschens.
5. Gegenwärtigkeit: Gemäß der inneren Logik von Stimme und Hören orientieren wir uns in der eigenen Haltung am Prinzip der Gegenwärtigkeit. Alles was in der Performance geschieht, hat eine Verbindung zum aktuellen Moment.
6. Resonanz/Dialog: Wir arbeiten aus einer Haltung, die nicht alles in der Welt zum Material macht, das meinen ästhetischen Ideen untergeordnet wird. Wir suchen und finden im Kontakt mit mir, den anderen und der Welt mit allen Wesen und Dingen in ihr. Wir treten mit dem, was uns begegnet in einen Dialog.
7. Disposition: Wir sind uns bewusst, dass die Haltungen, aus denen heraus wir arbeiten, die Einübung neuer innerer Dispositionen erfordert. Die Suche und Einübung der angemessenen inneren Haltungen ist Teil des künstlerischen Prozesses.
8. Weltkontakt: Die Aufnahme der Verbindung zu den drei Bereichen geschieht über folgende Praktiken:
- Spüren (Wahrnehmung)
- Vorstellen (Imagination)
- Wissen (Erkenntnis)
- Fühlen (innere Situation)
- Hören (Gegenwärtigkeit)
Die fünf Zugangsweisen sind gleichberechtigt.
9. Humor: Viele Versuche auf dem Weg werden scheitern. Humor ist deshalb ein wichtiges Nahrungsergänzungsmittel.
Two Central Ideas for
Vocal Art in the Wounded World
In our artistic work with voice and listening, we always keep the three areas ‘I - the others - the more than human world’ present.
The emphases can be set anew for each artistic action. The different modes of presence arise from the further foundations for vocal art in the wounded world, as explained below.
In the simultaneous connection with the three areas, the woundedness of the world becomes apparent and artistically presentable:
as woundedness of the self, of social relationships and of the ecological crises of the more than human world.
This results in two fields of work for vocal art in vocal ecotism:
a. Practising a new relationship to the world:
everything is similar to me and connected to me (vocal elementology); everything sings, I can position myself in relation to everything and everyone. In other words: I am different to everything else.
b. Addressing the wounded world with the means of vocal art:
The wounds are evident in the three areas of self, others and the world beyond the human, and in the relationships between these three areas. These are starting points for artistic exploration.
Guidelines of Vocal Art in the
Wounded World
1. Not-Knowing: we work with questions, not answers. We allow ourselves doubt, perplexity. The art actions are steps in a search process.
2. Learning instead of teaching: All art activities are designed in such a way that the participants on and in front of the ‘stages’ have the opportunity to learn – without any teaching or lecturing! We try things out, do research and share the results with others. We experiment, research and allow others to participate.
3. Self-Questioning: We start with ourselves. We make ourselves part of the research.
4. Listening: Listening is an integral part of the artistic action. We listen to what is happening in the situation. Listening is a mode of research.
5. Presence: in line with the inner logic of voice and listening, we orient ourselves in our own attitude to the principle of presence. Everything that happens in the performance is connected to the current moment. We connect with what is there now.
6. Resonance/Dialogue: We work from an attitude that does not turn everything in the world into material that is subordinated to my aesthetic ideas. We search and find in contact with myself, the others and the world with all beings and things in it. We enter into dialogue with what we encounter.
7. Disposition: We are aware that the attitudes from which we work require the practice of new inner dispositions. The search for and practice of appropriate inner attitudes is part of the artistic process.
8. Contact with the world: The following practices are used to establish contact with the three areas:
- sensing (perception)
- imagining (imagination)
- knowing (insight)
- Feeling (inner situation)
- Listening (presence)
The five approaches are equally valid.
9. Humour: Many attempts along the way will fail. Humour is therefore an important nutritional supplement.
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