18/12/2022

English below

In meinem ersten Stimmbuch „Wege zur Stimme“ habe ich einen längeren Exkurs über die Stimme der Engel geschrieben und dargelegt, wie der ursprünglich große und für menschliche Ohren eigentlich erschütternde Klang der Engel kulturgeschichtlich immer mehr domestiziert und zum bloß schönen Gesang reduziert wurde (Der Gesang der Engel, in: Wege zur Stimme, S.40 – 49. https://www.bod.de/buchshop/wege-zur-stimme-ralf-peters-9783744885232


Was mir damals noch nicht klar war, ist die Verwandtschaft von singen und fliegen, die sich in der Figur des Engels manifestiert. Eine erste Andeutung für die Verbindung dieser beiden Tätigkeiten kam mir, als ich über den schönen Begriff des Lungenflügels nachdachte. Ich war gerade dabei, meine six healing sounds zu praktizieren, einer aus dem chinesischen Qi Gung stammenden Übung, bei der es darum geht, über relativ klar definierte Stimmklänge Bereiche oder Organe des Körpers anzusteuern und durch die mit dem Klang verbundenen Vibrationen zu aktivieren oder zu harmonisieren. Neben diesem rein physikalischen Aspekt besitzt die Übung der Logik des Qi Gung entsprechend geistige und energetische Dimensionen. Die Anerkennung des komplexen Beziehungsgeflechts, in dem die Stimme mit ihren Möglichkeiten im Menschen agiert, ist der Punkt an dem die six healing sounds anschlussfähig an eine Stimmpraxis sind, wie wir sie in der Tradition von Wolfsohn/Hart betreiben.  

Jedenfalls gibt es einen Stimmklang, mit dem man zu den Lungen tönt und in bestimmten Variationen der Übung kann man diesen Prozess durch die Vorstellung eins weißen Lichts, das in die Lunge strömt, unterstützen. Das Weiß, das mir in den Sinn kam, war das eines weißgefiederten Vogels oder eben eines Engels. Und dann war es nicht mehr weit zu der Vorstellung der beiden Lungen als Flügel. Tatsächlich kommt der Begriff ja nicht aus heiterem Himmel (oder doch?), denn die Lungen haben eine Form, die an Flügel erinnert. Bei den meisten Engeldarstellungen in der europäischen Kulturgeschichte wachsen die Flügel aus dem Teil des Rückens, wo sich die Lungen beim Menschen befinden. (Sehr frühe Darstellungen zeigen die Cherubim und Seraphim allerdings oft mit vier oder sechs Flügeln, die teilweise aus der Vorderseite des Körpers wachsen.) Die Figur des Engels steht also für eine Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten, die in dem Begriff des Lungenflügels so schön angedeutet ist. Die Luft ermöglicht nicht nur Atem, Leben und Gesang, sondern auch das Fliegen. 

Singen und Fliegen bedürfen der Luft. Engel können beides. Sie fliegen durch den Äther und mit ihrem Gesang bewahren sie den Aufbau der Welt. Rückgebunden an das menschliche Dasein stehen sie für eine Idee von Freiheit, die sich menschlich im Gesang ausdrückt (“You can spread your wings and take to the sky!” Summertime von G. Gershwin). 

Es kommt sehr oft vor, dass Menschen, die in unserer Arbeit Erfahrung von Freiheit in der Stimme machen, die freien Stimmbewegungen mit Bildern von fliegenden Vögeln verbinden. Stimmliche Freiheit scheint eine gewisse Nähe zur Freiheit des Fliegens zu besitzen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das verbindende Element die Luft ist, in der sich der Klang ebenso bewegt wie das geflügelte Wesen. Kulturgeschichtlich wird diese Nähe von Flug und Gesang schon von alters her durch die Figur der Engel repräsentiert. Ihr Gesang hält den Kosmos zusammen und ihre Flügel symbolisieren eine Freiheit der Bewegung in den kosmischen Sphären. 

In my first voice book "Wege zur Stimme" (Ways to the Voice) I wrote a long excursus on the voice of angels and explained how the originally great and, to human ears, actually shocking sound of angels was gradually domesticated in cultural history and reduced to mere beautiful singing (Der Gesang der Engel (The Singing of Angels), in: Wege zur Stimme, pp.40 - 49. https://www.bod.de/buchshop/wege-zur-stimme-ralf-peters-9783744885232.).  English version: http://waystothevoice.blogspot.com/2015/07/excursus-song-of-ab.html


What was not yet clear to me at the time was the relation of singing and flying, which manifests itself in the figure of the angel. A first suggestion of the connection between these two activities came to me when I was thinking about the beautiful concept of the German “Lungenflügel”, lung wing – a much more poetic expression than lobe of the lung. I was practising my six healing sounds, an exercise originating in Chinese Qi Gung, which involves using relatively clearly defined vocal sounds to target areas or organs of the body and activate or harmonise them through the vibrations associated with the sound. In addition to this purely physical aspect, the exercise has spiritual and energetic dimensions according to the logic of Qi Gung. The recognition of the complex network of relationships in which the voice with its possibilities operates in the human being is the point at which the six healing sounds are compatible with our voice practice in the tradition of Wolfsohn/Hart.  

In any case, there is a vocal sound with which one sings to the lungs and in certain variations of the exercise one can support this process by imagining a white light streaming into the lungs. The white that came to my mind was that of a white-feathered bird or an angel. And then it was not far to the idea of the two lungs as wings. In fact, the term does not come out of the blue (or does it?), because the lungs have a shape that reminds one of wings. In most depictions of angels in European cultural history, the wings grow out of the part of the back where the lungs are located in humans. (Very early depictions, however, often show the Cherubim and Seraphim with four or six wings, some of which grow out of the front of the body). The figure of the angel thus stands for an expansion of human possibilities, which is so beautifully indicated in the concept of the wing of the lung. Air enables not only breath, life and song, but also flight. 

Singing and flying require air. Angels can do both. They fly through the ether and with their singing they preserve the structure of the world. Linked back to human existence, they stand for an idea of freedom that expresses itself humanly in song ("You can spread your wings and take to the sky!" Summertime by G. Gershwin). 

It happens very often that people who experience freedom in the voice in our work associate the free vocal movements with images of flying birds. Vocal freedom seems to have a certain nearness to the freedom of flying. No wonder, considering that the connecting element is the air, in which the sound moves as well as the winged being. In terms of cultural history, this nearness of flight and song has been represented from time immemorial by the figure of the angels. Their song holds the cosmos together and their wings symbolise a freedom of movement in the cosmic spheres. 

08/12/2022

english below!

Kunst oder Therapie?


Seit den Anfängen der Arbeit mit der Stimme in der Tradition von Alfred Wolfsohn und Roy Hart taucht die Frage auf, ob das was wir da tun Kunst ist oder zumindest auch Therapie. (Im Subtext der Frage ist manchmal zu hören, dass es nach Kunst aussieht, aber eigentlich Therapie ist.)

Die Frage begleitet uns und die Arbeit mit dem Ansatz der Stimmentwicklung nach Wolfsohn/Hart seit den ersten Jahren in London und die erste überlieferte Antwort stammt von Roy Hart, der zu sagen pflegte, dass die kollektive Arbeit des Roy Hart Theatre 51% Kunst und 49% Therapie sei. 

Später haben sich die Antworten geändert und die Generation der Gründungsmitglieder des RHT behaupten in der Regel, keine Therapie zu machen obwohl die Stimmarbeit sehr wohl therapeutische Konsequenzen haben kann. Ein Grund, nicht von Therapie zu sprechen, liegt darin, dass die meisten Lehrer in der Tradition von Wolfsohn/Hart keine ausgebildeten Therapeuten sind und schon aus rechtlichen Gründen nicht sagen dürfen, sie böten Therapien an. 

Wie dem auch sei, all diese abwägenden Antworten auf die Frage nach Kunst oder Therapie haben mich nie zufrieden gestellt. Ich weiß keine bessere Antwort sondern vermute eher, dass das Problem schon in der Frage steckt. Die Alternative von Kunst und Therapie führt in eine problematische Richtung. In vieler Hinsicht ist die Frage falsch gestellt. Unser Ansatz der Beschäftigung mit der menschlichen Stimme ist eher vergleichbar mit Praktiken, die man aus Asien kennt, TaiJii oder Yoga zum Beispiel. Auch da geht es darum, bestimmte Fertigkeiten zu entwickeln, aber die eigentliche Arbeit ist die innere. Die Bewegungen an sich haben kaum eine Bedeutung, wichtig ist es, sie mit der richtigen inneren Haltung durchzuführen. Das körperliche Training ist zugleich und vielmehr ein Geistestraining! Ein Yoga- oder TaiJii-Meister zeigt sich nicht in bloßer Artistik. Er oder sie müssen eine Haltung ausstrahlen, die sie als „Meister*in“ auszeichnet. Auf dem Weg zur Meisterschaft wird sich immer auch die innere Situation und die Befindlichkeit des Menschen ändern. Die Übungen sind eben nicht nur eindimensional auf die Verbesserung bestimmter Bewegungsabläufe gerichtet, sondern strahlen auf alle Aspekte des Menschen aus.  Diese Vorstellung kann man mit einigen Abweichungen auf die Arbeit mit der Stimme übertragen. 

Es gibt noch einen Aspekt. Die Unterscheidung in Kunst und Therapie setzt voraus, dass es sich dabei um zwei voneinander getrennte Bereiche handelt, einen künstlerischen und einen lebenspraktischen, in dem Therapie Hilfestellung leisten kann. Das Roy Hart Theatre hatte es sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Trennung aufzuheben und Kunst und Leben als Einheit zu denken. Im RHT ging es um die Frage, wie ein künstlerisches Leben möglich sei. Das verweist auf das berühmte Diktum von Joseph Beuys, nachdem jeder Mensch ein Künstler oder eine Künstlerin ist. Schon bei Beuys war damit nicht gemeint, dass alle anfangen sollten zu malen oder Skulpturen herzustellen. Es ging vielmehr darum, aus einer künstlerischen Grundhaltung sein gesamtes Leben zu führen. 

Für Stimmkünstler ist diese Verbindung von Leben und Kunst von vorneherein gegeben! Denn die Stimme, die wir im sogenannten Alltag verwenden, ist dieselbe, wie die Stimme, die auf der Bühne oder in der Performance erklingt. Wir müssen weder Thema noch Material wechseln, wenn wir uns vom Leben in die Kunst bewegen. Die Stimme bleibt dieselbe und ist dadurch besonders geeignet, die Trennung zwischen diesen Bereichen zu überwinden. Wir sind stimmlich immer schon mit beiden Sphären in Verbindung. Ernst zu nehmen, dass jede vokale Aktion zum Feld des Gesangs gehört, ist die Aufgabe, die sich uns stellt. Eine lebenslange Aufgabe, die aber die Entscheidung zwischen Kunst oder Therapie obsolet macht. 


Postskriptum (12. Dez. 2022)

Dieser Blogbeitrag hat in einer „Roy Hart Voice Work- Facebook Gruppe“ eine sehr spannende Diskussion hervorgerufen und ich möchte als Antwort darauf ein paar meiner Gedanken konkretisieren.

Zuerst einmal war interessant zu erfahren, worauf in den Antworten auf meine Überlegungen nicht eingegangen wurde, nämlich auf meine beiden Vorschläge, den Prozess der Stimmentwicklung eher mit asiatischen Wegen zu vergleichen bzw. die Idee des Roy Hart Theatre, Kunst und Leben in der Stimmarbeit so nah wie möglich aneinander zu führen, ernst zu nehmen und für unsere Zeit zu adaptieren. Die Richtung, die ich einschlagen möchte, um genauer zu klären, was wir da tun, scheint auf keine große Resonanz zu stoßen. Das ist natürlich völlig ok, denn es geht nicht darum, eine gemeinsame Antwort zu finden, sondern sich gegenseitig darin zu unterstützen, jeweils der eigenen Antwort näher zu kommen. (Die Antwort zu haben, ist dann meist kein besonders interessanter Zustand mehr….)


In den Reaktionen auf meinen Blogbeitrag gab es starke Hinweise auf die Parallelen zwischen therapeutischen und kreativen Prozessen, es wurde betont, dass die Frage „Kunst oder Therapie“ insbesondere von der Intention der Agierenden abhängt und vom Fokus, den man in der gemeinsamen Arbeit miteinander klären kann (und sollte). Außerdem wurde gefordert, genauer zu bestimmen, wovon wir denn da reden! All diese Bemerkungen scheinen mir wichtig und richtig zu sein. Ich will hier kurz der letzten Forderung nachgehen und genauer formulieren, wovon ich eigentlich reden wollte. 

Ich beschreibe meine Arbeit mit der Stimme oft mit den Worten, dass ich Stimmbefreiungs- und entfaltungsprozesse begleite und nach den Verbindungen der Stimme zu der tönenden Person und zur Welt suche.

Bei einem dieser Prozesse begleite ich mich selbst! - in einer Art lebenslanger Forschung. Und ich hoffe, dass etwas aus diesem Selbsterfahrungsprozess für die Begleitung anderer Menschen und ihrer Prozesse hilfreich ist. 


Mit dieser Formulierung versuche ich, Begriffe wie Lehrer und Unterricht zu vermeiden, weil sie eigentlich noch nie meinem Selbstverständnis und dem Verständnis dessen, was ich tue, entsprochen haben. Auch die Begriffe Kunst und Therapie kommen noch gar nicht vor. Ich will den Punkt finden, der vor einer solchen Unterscheidung liegt. Für mich hat das damit zu tun, dass ich mich entschieden habe, mich einer Lebenspraxis zu widmen, die von der Stimme und der ihr eigenen Logik geprägt ist. Mein Weg ist der Weg der Stimme, so wie andere Meditation, Yoga, Kung Fu oder Malerei, Gesang oder ein Musikinstrument als Weg wählen. Das ist eine viel tiefgreifendere Entscheidung als Stimmunterricht zu nehmen oder zu geben. Ich glaube, dass die Mitglieder des Roy Hart Theatre eine ähnliche Entscheidung getroffen haben. Nachdem diese Entscheidung gefällt wurde, war die Arbeit in der Küche genauso wichtig für den eigenen Prozess wie die Arbeit auf der Bühne. Die Gesprächsrunden (Rivers) hatten dieselbe Relevanz wie die Proben für das nächste Stück. Die Qualität des Zuhörens war bei der zufälligen Begegnung im Treppenhaus genauso wichtig wie beim gemeinsamen Singen im Duett. 

Ich weiß, die Zeiten des RHT sind vorbei und es gibt unter uns in Malérargues oder sonstwo nichts Vergleichbares. Wir müssen neue Formen finden, der Logik der Stimme zu folgen. 

Vor diesem Hintergrund interessiert mich, wie die Frage, ob das was wir machen Kunst oder Therapie sei – eine Frage, die meistens von Menschen gestellt wird, die unsere Arbeit noch nicht sehr gut kennen –für diejenigen klingt, die sich für eine Lebenspraxis der Stimme entschieden haben. Und da vermute ich weiterhin, diese Frage ist falsch gestellt. 




Art or Therapy

In our work with the voice in the tradition of Alfred Wolfsohn and Roy Hart we often are confronted with the question if the work we are doing is mere art or more therapy. (Often there seems to be a subtext below this question saying that it looks like artistic work but in the end it is therapy.)

This question has accompanied our work since the first years in London and the first answer that has come down to us was from Roy Hart. He used to say that it is 51% art and 49% therapy. 

Later the answer changed and the teachers from the generation who founded the Roy Hart Theatre used to claim that they are not doing therapy although the work has often therapeutic results. Sometimes they add that it is also for legal reasons why they don´t talk about therapy because most of the teacher in this tradition are not trained therapists and don´t have the right to call their work therapy. 

Anyway all these answers aren´t really satisfying for me. I don´t think there is a better answer but the problem lies already in the question. The alternative art or therapy is leading into a difficult direction. It is the wrong question in some perspective. The work we do is more comparable with some Asian practices like TaiJii or Yoga. There you learn certain skills but the main focus is on the inner work and development. A master or a martial artist is someone who not only can do all the movements but does them with an attitude that shows a high quality of mind and heart. On the way to becoming a master, the inner situation and the state of mind of the person will constantly change. The exercises are not only one-dimensionally directed at improving certain movement patterns, but have an effect on all aspects of the human being.  With some modifications, this idea can easily be applied to the work with the voice.

There is another important aspect: The division of art and therapy claims that the work is either positioned in an artistic field or is part of life that can be improved by therapy. This division is exactly what the Roy Hart Theatre wanted to overcome. The idea of their collective work and art was to bring together art and life. To live your life in an artistic manner and to make art with all your life energy. This is close to the famous statement of Joseph Beuys that every man/woman is an artist. For Beuys this didn´t mean that everybody should start to paint or to make sculptures etc. but to live one´s life with an attitude of artistic awareness. 

For voice artists there is even a stronger connection of art and life. The voice we use in so called daily life is the same one that we use on stage or in a performance. We don´t have to change subject or material to move from art or life. We are already in both spheres when we “sing”. The task is just to take the idea serious that every vocal action is singing. If we reach this awareness we are living an artistic life. A lifelong challenge though….. But far from the distinction of art and therapy.


Postscript (12 Dec. 2022)

The blog post above has generated a very exciting discussion in a "Roy Hart Voice Work- Facebook group" and I would like to elaborate on a few of my thoughts in response.

First of all, it was interesting to learn what was not referred to in the responses to my reflections, namely my two suggestions to compare the process of voice development more with Asian ways or to take seriously and adapt for our time the Roy Hart Theatre's idea of bringing art and life as close as possible together in voice work. The direction I would like to take in order to clarify more precisely what we are doing does not seem to encounter much resonance. Of course, that's perfectly okay, because the point is not to find a common answer, but to support each other in coming closer to one's own answer. (Having the answer is then usually no longer a particularly interesting condition....)


In the reactions to my blog post, there were strong references to the parallels between therapeutic and creative processes, it was emphasised that the question "art or therapy" depends in particular on the intention of those acting and on the focus that can (and should) be clarified in the joint work with each other. Furthermore, it was demanded to define more precisely what we are talking about! All these comments seem to me to be important and true. I want to briefly follow up on the last demand here and formulate more precisely what I actually wanted to talk about. 

I often describe my work with the voice by saying that I accompany voice liberation and unfolding processes and search for the connections of the voice to the sounding person and to the world.

In one of these processes I guide myself! - in a kind of lifelong research. And I hope that something from this process of self-exploration is helpful for guiding other people and their processes. 


With this formulation I try to avoid terms like teacher and teaching, because they have never actually corresponded to my self-understanding and understanding of what I do. Also, the terms art and therapy do not come up yet. I want to find the point that lies before such a distinction. For me, it has to do with the fact that I have decided to dedicate myself to a life practice that is shaped by the voice and its own logic. My path is the path of the voice, just as others choose meditation, yoga, kung fu or painting, singing or a musical instrument as their path. It is a much more profound choice than taking or giving voice lessons. I believe that the members of the Roy Hart Theatre made a similar decision. Once that decision was made, working in the kitchen was as important to their own process as working on stage. The rounds of conversations (Rivers) had the same relevance as the rehearsals for the next play. The quality of listening was just as important in the accidental encounter in the stairwell as it was in singing a duet together. 

I know the days of the RHT are over and there is nothing comparable among us in Malérargues or anywhere else. We have to find new forms to follow the logic of the voice. 

With this background, I am interested in how the question of whether what we do is art or therapy - a question that is mostly asked by people who do not yet know our work very well - sounds to those who have chosen a life practice of the voice. And I continue to believe that this question is the wrong one. 


29/11/2022

These are some thoughts that I presented at a talk at Luca Art School in Gent/Belgium in November 2022. What you can read here is more a script than a well structured text or a lecture. It is a collection of considerations and examples of my artistic works that include aspects of rituality and sustainability. Most of what I have done as an artist during the last decade has a ritual flavour although I don´t intend always to create rituals. Sustainability is part of my work because I use to include the dimension of time into the conditions of the situations I create. In conceptual works like “to Eternal Peace”, durational projects like “Grundgesetzwanderung/Constition walk” or “7000 (dead) trees” and in my durational voice performances. 

Ritual – Nature - Breathing

Rituals as a practice that is very much related to repetition maybe emerged by watching and experiencing nature. Nature is mainly structured by repetition, the movement of sun and moon, seasons, breathing, night and day. In other words: Doing a ritual has the potential to bring us closer to nature again.

Voice is very close to the very fundamental repetitive action or movement: Breathing. I use this form of repetition in some of my voice performances.


Rituals are a way to connect with nature through a very human form of activity. Rituals show something that we have to look for on a not only artistic level. We need to re-create a mind set that includes “nature” and culture and humankind into one framework. We have to learn again that these aspects are not divided by nature but by a sort of thinking that dominates western culture since enlightenment and capitalism. 

Normal and ritual action

What is the difference between a normal action and a ritual action? (Very often ritual practice consists of simple actions.) But Ritual has a special form of awareness.  The action itself is the important thing and not so much the result of the action. 

Tee-Ceremony: It is not about: Oh I would like to drink a cup of tea! But about a whole process of actions done in a very clear and conscious way. This is very close to Performance Art. Performances have almost never the purpose to create a result that will stay after the performance is over – like painting a picture. In this sense Performance Art is not sustainable. 

Art and time

Sustainability is a question of time or how to work with time and in time. My projects are very often long durational performances or activities. And in these durational structures again repetition plays a central role. Example: GG-Wanderung, 7000 (tote) Bäume, Totenklage


Repetition comes into Rituals on two levels. Very often in a Ritual certain action are done more than once (Mantra singing, Rosenkranz/Rosary, certain gestures) and on the other hand Rituals are mainly designed to be repeated on certain occasions or certain days during the year. 


In my art work I use both forms of Ritual very often. My performances have often aspects of repetition (voice performances like “following” but also 7000 dead trees) and I/we have created some performances that can be repeated as long as we want to do it or it makes some sense. But repetition in performance art is not like repeating a song or a theatre play. You only can take the material you work with and adapt them to the situation that you find at the spot where you will perform. But still it is a repetition – only that we are aware of the impossibility to really repeat something. 


(big difference to cultural based rituals: there is no chance to decide if people in the community want to do them or not. They are part of their life form. Art as we understand it needs the chance of individual choices.)


My impression is that the renaissance of Rituals in Art and Theatre put the focus on two aspects: the healing power of rituals and the role of rituals for initiations and in moments of transition from one state of being into another one. There is nothing wrong with these focuses but for me as an artist, rituals are more a way to connect with the world - whatever that means – and create a reciprocal relationship, i.e. a relationship in which both/all sides are influenced by each other. 


Ritual, Repetition and Sustainability have in common a connection to time. They all contain a linear and a circular aspect of time running.

Rituals happen in time and need time that moves forward and at the same time (!) a ritual calls for repetition, which is a circular idea.

Repetition has not only the circular aspect of time in it but also something else. Through repeating a certain action (a sound, a melody, a text, a movement, a gesture etc.) the quality of this action will change. And the relation between myself and the repeated action changes through repetition.


7000 (dead) trees Arrow Right Long

Sustainability is a word that appeared the first time in a book about forestry (late 18th century). 

The project has a ritualistic flavour, because the main work is not the thousands of photos but the actions that create an awareness for the dead trees that I and my supporter see. Find it, make a photo, find a small stone in the landscape where the trees was standing, put the tree on a list, write down where the tree was found and the photo was taken, making prints of all the photos, put them in spaces on the walls to create an installation where other people repeat a part of this ritual. They see all the trees on the wall and if they want they can focus on single examples – sometimes for aesthetic reasons sometimes for others. All these activities are important and have a ritual aspect. It is a practice to exercise the way you look at the world. 

Musil – Wanderlesung Arrow Right Long

One year 2013 with 22 readings all done in Köln in different spaces continuing to read Musils novel “man without qualities”. Repeating the same setting of different spaces and read from the same book chronologically for one year. 

Grundgesetzwanderung/constitution walk Arrow Right Long


During two years 2017-19 on 63 days I walked from the very west of Germany to the very east and recited the first part of the German constitution that contains the human rights part. 

Repetition: Always the same text always at another place; 

Ritual: recitings in public or outside on places that seemed (to me) good for an action like this. 

Sustainability: I am not sure but there was the idea to set a line or a trace with these strong thoughts through Germany and see if there is some effect (although I will never find out if or if not…); 

Sustainability in myself! Yes: One of the leading questions for this durational performance was how my relationship to this text and the content of the articles would develop during the time of the performance walk. It clearly had a sustainable effect. I will never live without this text, even if I don´t know all the words by heart for the rest of my life, the memory is so strong that I very often refer to it in all sorts of circumstances. 

The GG-Performance was a very clearly structured ritual (some moments of chance though) with a clear order of actions and the repetition of one structure for five times. 

The GG-Box is based on the idea of sustainability. I want to make sure (in an artistic and not scientific way!) that this constitution, surely the best Germany had so far, will survive and be remembered in times to come. 

Dialogue of memories Arrow Right Long

A voice performance that I did in a cave in the Swabian Alb in 2021 (part of a performance-film project that was initiated by VestAndPage). Definitely a ritual. Already the date that I have chosen had a certain importance. The night to the 21st of June, summer solstice. A moment in the year that was known by all groups of human beings since the beginning of homo sapiens (and maybe even earlier). These caves are a very important places for the history of humankind starting 40 000 years ago. Some of the first artistic artefacts of humans were found there, also some of the oldest musical instruments (flutes made of mammoth ivory).

I sat in this cave from sunset to sunrise and every hour…

Time:

Night to the 21st of June, summer solstice, from sunset to sunrise.

Time Measuring during the performance: 

With a knot cord, which I took from the artist Terry Fox and which has 552 knots, according to the steps/stones of the labyrinth of Chartres. The inclusion of the labyrinth can be understood as a symbolic intermediate step on the path to the cave as the original place of life and (cult). 

On a personal level, it is a step into memory, my earlier work with cord and voice on different occasions.

From sunset to sunrise (summer solstice, i.e. the shortest night of the year) I sat on a chair in the back of the cave and made a vocal sound with each breath. Each period had 552 sounds, one breath per knot of the cord. Then a short break to stretch my legs, have a drink, etc. 


The performative situation in the cave was co-created by Agnes Pollner, who spent the night sitting at the entrance to the cave and meditating on the place. Like many other things, this turned out to be not as easy as we had assumed. Her task was greater than suspected. She became, in a sense, a guardian who watched over the entrance to the cave.

Situation 552  


An early voice performance with strong repetitive and ritual aspects. 

A cord with 552 knots according to the number of steps at the labyrinth of the Cathedral of Chartres.

An Homage to Terry Fox who invented this cord as a score for some of his sound sculptures where he used very long piano wires.

27/11/2022

Vom IRWEGK und der Kunst aus betrachtet


(These: Das Konzept der Landschaft beinhaltet den Aufruf zum künstlerischen Leben)


Hier möchte ich über die genannten Begriffe verschiedene Spielarten des Verhältnisses von Mensch und Welt betrachten und darüber nachdenken, welches dieser Verhältnisse für die gefährdete Welt, in der wir leben, Hoffnung auf positive Veränderung macht. 

Hintergrund dieser Recherche ist IRWEGKArrow Right Long.

Dieses Thema der Kontextualisierung beschäftigt mich auch in meinen stimmf(i)eld-recordings, die ich deswegen mit diesem Text kombiniere. Die recordings entstehen in einer klanglichen Situation, die ich irgendwo auffinde. D.h. ich kreiere die Situation nicht, sondern stelle mich in sie hinein. Zu der Klangsituation füge ich eigene stimmliche Interventionen zu. Dabei versuche ich, die Stimme nicht in den Vordergrund zu bringen, sondern sie als Teil des Klangraumes mitklingen zu lassen. 

Es gibt wie immer bei mir und meinen media arte povera Aktionen im Nachhinein keine technische Veränderung. Nur Anfang und Ende des Tracks werden manchmal leicht bearbeitet (Fade in/out) 

Im Rahmen der stimmfeld-Soiréen habe ich im November 2022 einen Vortrag zu diesem Thema gehalten. Die Aufnahmen dazu kann man sich hier anhören:


stimmfeld-SoireeArrow Right Long

Die Natur


Natur ist von den Begriffen aus der Überschrift der umfassendste. Natur scheint alles zu sein, zumindest wenn man sie kosmologisch versteht. Zugleich ist er der vieldeutigste Begriff. Er kann viel Verschiedenes meinen. 

Der moderne Naturbegriff, den wir alle mit uns tragen und nicht mehr loswerden, setzt die Natur in den Gegensatz zur Kultur. (Die andere Gegenüberstellung, die mit der ersten verwandt ist, sieht den Menschen der Natur gegenüber. Dazu gleich mehr!) 

Dieser Gegensatz ist für das moderne Europa fundamental. Davon sind wir geprägt und es gibt nur ganz selten mal einen Hinweis aus anderen Denkweisen, dass das auch anders gedacht werden kann. Dann stehen sich Kultur und Natur nicht gegenüber, sondern sind ineinander verflochten. 


Ein Ergebnis dieser Aufteilung, das sich in den letzten Jahrzehnten so deutlich zeigt, besteht in der Kulturferne der Naturschützer. Es gibt viele Leute und Institutionen, die die Natur bewahren und retten wollen, bei denen die Kultur eher als ein Gegner betrachtet wird, denn als Mitstreiter. (Auch deshalb haben die Grünen in ihrer mittlerweile langen Existenzzeit nie ein überzeugendes kulturpolitisches Konzept vorgelegt.) Beispiel: Letzte Generation? 

Das ändert sich erst allmählich. Die Natur gibt es nicht! ist ein Satz, der für diese neue Tendenz steht. Es gibt sie nicht in dem Sinne, wie sie als Gegensatz zur Kultur inszeniert wird. Die Kultur gibt es dann übrigens auch nicht. Jetzt, wo uns die Welt, wie wir sie kannten, um die Ohren fliegt, wird deutlich, dass in dieser Trennung einer der Gründe zu finden ist für die Misere. Wir müssen wieder lernen, Natur und Kultur als ein gemeinsames Feld (!) zu verstehen. Dann wird es auch nicht mehr möglich sein, z.B. die Ökonomie als eine Wissenschaft (?) zu betreiben, in der die Kollateralschäden, die in der Natur passieren, einfach ignoriert und nicht mit in die eigenen Berechnungen integriert werden. Nur so war die Weltzerstörung (ökologisch und sozial) durch den Kapitalismus überhaupt möglich. 

Der Begriff einer Natur, der den Menschen und der von ihnen geschaffenen Kulturwelt gegenüber steht, war eine der Voraussetzungen für den Siegeszug des Kapitalismus. 

Ein neuer Geist, der nicht mehr dem Kapitalismus gehorcht, muss gefunden und eingeübt werden. Das ist eine Aufgabe, die sich IRWEGK stellt. Die Arbeitsthese lautet: Diese Geisteshaltung ist im Feld der Kunst zu finden, wo es eine andere Art gibt, das Verhältnis zwischen Welt und Menschen zu verstehen, als das in der Moderne üblich war. Nicht Trennung von Subjekt und Objekt, nicht die Welt nur als wissenschaftlichen Gegenstand sehen oder die Natur als auszubeutende Ressource, Mülleimer oder Erholungsgebiet. 



Die Landschaft


Bei meinen Überlegungen zum Begriff der Landschaft beziehe ich mich auf die Schriften des Schriftstellers Volker Demuth: den Artikel „Landschaftsentfaltung“ der vor einiger Zeit in der Lettre International erschienen ist und das Buch von Demuth mit dem Titel „Unruhige Landschaften“, Untertitel „Ästhetik und Ökologie“ (Würzburg 2022).  Schon der Untertitel weist darauf hin, dass es bei Demuth einiges zu erfahren gibt über ein poetisch-künstlerisches Weltverständnis, dem wir bei IRWEGK auf der Spur sind. 


Auch Landschaft ist kein unproblematischer Begriff, aber er hat das Potenzial, ein Denken zu fördern, das den respektvollen Umgang mit der Welt einübt. Der Begriff der Landschaft ist in der Epoche des Kapitalismus nicht ungeschoren davon gekommen und längst kapitalistisch eingetütet worden: „Wir haben uns, so scheint es, in der Mehrzahl daran gewöhnt, Landschaft in zwei Bereiche aufzutrennen: einerseits in einen Erlebnisraum, worin Landschaften als sentimentale Auffanglager und Wellnessbereiche für Zivilisationsmüde bereitgehalten werden und Idyllen ästhetische Relaxantien für den gestressten Psychohaushalt abgeben; zum anderen in einen Benutzungsraum, den wir ausbeuten und aus dem wir soviel Kapital schlagen wie möglich. In bizarrer Parallelität liegen Landschaften mit agrarindustrieller Intensivnutzung und landschaftliche Tourismuskulissen mit Erholungswert unmittelbar nebeneinander.“ (Demuth, S. 56)


Die Landschaft ist als Begriff hilfreicher als die Natur, um die Bezogenheit des Menschen zu seinem Lebensraum zu verstehen. Landschaft ist ein „natural-sozialer Raum“, d.h. die Landschaft ist nicht einfach Natur, sondern ein Zusammenhang, der aus natürlichen, sozialen und kulturellen Aspekten zusammengesetzt ist und irgendwie als eine Einheit wahrgenommen wird. 

Die Natur dagegen ist das „Andere“, etwas, das ganz unabhängig von Kultur oder dem Menschen zu existieren scheint. (Auch wenn Natur in diesem Sinne zur Zeit nicht mehr existiert, weil die ganze Erde von menschlichen Eingriffen betroffen ist.)

Landschaft ist ein System von Beziehungen, in denen ich situiert bin: sinnlich, emotional, kognitiv – ästhetisch, spirituell, Bedeutung gebend, Bezug nehmend.


Ich will ein paar Facetten des Landschaftsbegriffs aufzählen, aus denen eine umfassendere Idee von Landschaft gebildet werden kann, die den IRWEGK fördert.


Landschaft als Lebenseinheit

Im Mittelalter „band Landschaft die Physis einer Gegend und jene Menschen, die in ihr als Gemeinschaft wirkten und ihr Dasein zubrachten, zu einer untrennbaren Lebenseinheit zusammen“. (Demuth, S. 53) Da wollen wir ja nicht wieder hin, aber daraus lässt sich für unsere Situation etwas lernen. Wenn wir uns als Menschen so verstehen, dass wir in Landschaften mit einbezogen sind, erkennen wir vielleicht schneller und besser die ethischen Konsequenzen, die mit unserem Dasein in der Welt einher gehen. Es gibt ein Ethos der Bezogenheit. Ich muss mich zu den Bezügen, in denen ich lebe, verhalten. Der Begriff der Landschaft kann helfen, genau dafür wieder ein Bewusstsein zu schaffen. 


Ein weiterer wichtiger Punkt des alten Landschaftsbegriffes war seine metaphysische Dimension. In allen Kulturen vor der Moderne waren Geister, Götter oder Gott in der Landschaft präsent. D.h. das Heilige war immer Teil der Landschaft. Das ist für uns heute fast unvorstellbar geworden. Die Frage ist, wie können wir etwas von dieser Heiligkeitsidee wiederfinden, ohne auf Gott oder die Götter setzen zu müssen? Auch das versuchen wir bei IRWEGK zu üben. 

Dafür ist wichtig zu erkennen, dass sich die ursprüngliche Bedeutsamkeit und "Heiligkeit" der Landschaften mit allem, was in ihnen auffindbar ist, durch die Ästhetisierung im Zuge der neuzeitlichen Entwicklung Europas in die Sphäre der Kunst zurückgezogen hat. Da überwintert sie bis heute und dort suchen wir sie auf, um sie mit unseren bescheidenen Mitteln wieder ins Leben zu integrieren. Um die ästhetische Landschaft geht es jetzt:




Landschaft als ästhetische Einheit. 

Später, in Renaissance und Neuzeit wird die Landschaft zu einer ästhetischen Einheit. Ich schaue als Mensch plötzlich auf eine Landschaft (statt Teil von ihr zu sein), oder gar auf ein Landschaftsgemälde. Dieses Schauen löst in mir eine innere Reaktion aus. D.h. es gibt eine Korrespondenz von Innen und Außen. Über eine Landschaft reden heißt plötzlich über sich selbst zu sprechen. Die Korrespondenz von inneren und äußeren Landschaften wird ein Leitthema der Romantik.

Auch das ist eine Bezogenheit, die für unsere Praxis der Einübung eines künstlerischen Weltbezugs wichtig sein kann. Am besten in der Kombination mit der früheren Idee von Landschaft, die ich oben skizziert habe. 


Für heute können wir versuchen, den Begriff der Landschaft mit dem des Ortes zu verbinden. „Zur Verfassung des Menschen gehört, dass er Teil des Raumes ist, nicht eines abstrakten – logischen, mathematischen - Raums, sondern von Orten und Landschaften.“ (Demuth, S. 55) 

Die Orte, an denen ich lebe oder zu denen ich mich ab und zu begebe stellen Landschaften dar oder sind die Zentren von um sie herum gelegten Landschaften. Es sind Bezugsysteme, die mitbestimmen, wie ich lebe. Da gibt es Abhängigkeiten, Möglichkeiten, Bedingungen, Chancen, Freiheiten und Notwendigkeiten usw. die mit der Landschaft verbunden sind. 

(Landschaft wird also zu einem metaphorischen Begriff und zugleich bleibt er ein konkreter Begriff.) Der Begriff des Orts hilft zu einer Orientierung in dem System der Landschaften. 


Das Feld


Der Begriff des Feldes liegt für jemanden, der wie ich mit dem label stimmfeld und hörfeld agiert, auf der Hand. Dabei sehe ich Feld nicht als Alternative zu Landschaft, sondern als einen Begriff, der es erlaubt, ein paar Aspekte genauer zu beleuchten. Zwei Assoziationen kommen mit bei dem Nachdenken über den Feldbegriff. Zum einen denke ich an das Feld der Landwirtschaft, also eine Parzelle des Landes – in der Landschaft – die so zugerichtet wird, dass dort eine bestimmte Pflanze und Frucht gedeiht. Die Idee des Feldes ist so alt wie die Erfindung des systematischen Anbaus von Getreide vor ca. 12000 Jahren. Die Art, wie die Felder zugerichtet werden, hat sich allerdings sehr gewandelt. 

Mehr noch als die Landschaft ist das Feld in diesem Sinne der Intervention des Menschen ausgesetzt. So betrachtet besteht die Welt mittlerweile fast durchgehend aus einer Aneinanderreihung von Feldern, die sich mehr oder weniger stark durch menschlichen Einfluss verändert haben. Und im kapitalistischen Begriff von „Natur“ wird die Welt zu einem Feld, das dazu da ist, so viel wie möglich aus ihm rauszupressen um den Profit zu maximieren. 

Jetzt ist die Frage: Wie können wir die Bedingungen für diese Felder so ändern, dass sie wieder Landschaften entstehen lassen, in denen der Mensch nur ein Faktor ist, und nicht mehr der allein entscheidende?


Die zweite Assoziation ist die des Kraftfeldes, ein Begriff, der erst 1830 von Michael Faraday eingeführt wurde. Ich werde jetzt nicht in die Physik eintauchen, sondern definiere ganz unwissenschaftlich ein Kraftfeld als eine Region, in der eine energetische Situation herrscht, die auf sich verweist, also irgendwie mit sich zu tun hat. Um diese energetische Situation zu installieren, bedarf es bestimmter Bedingungen, die durch die „Körper“ die das Kraftfeld erzeugen, gegeben sind. (Feldspule z.B.)

Das ist dem sehr nahe, was in einer Stimmperformance abläuft, so wie ich sie verstehe. Ich schaffe und finde Bedingungen für eine Situation, die bestimmte Aktionen befördert und erlaubt und andere schwieriger macht. 

Dafür sind die stimmfield-recordings gute Beispiele. Da finde ich eine Situation vor, die klanglich irgendwie vorgeformt ist und mir dadurch Bedingungen vorgibt, die ich für meine Intervention mit ins Spiel bringen muss. Was dann entsteht, ist vielleicht mehr als ein Klangfeld: eine Klanglandschaft. 

Das Bild des Kraftfeldes erlaubt außerdem, die persönliche Landkarte, auf der die Orte und Landschaften abgebildet sind, die für mich aus welchen Gründen auch immer Bedeutsamkeit besitzen, mit einem passenden Blick zu zeichnen. Die Orte auf der Karte werden zu Körpern, von denen die energetischen Felder ausstrahlen, auf die dazugehörige Landschaft und noch wichtiger auf mich, sofern ich mich den Orten nähere. Das kann real als Reise geschehen, aber auch ideal als Erinnerung und Imagination. Orte, die mir etwas bedeuten, wirken auch dann auf mich, wenn ich mich nur geistig zu ihnen bewege. Die Verwendung der Kraftfeldmetapher in dieser Art hilft, eine Form von Bedeutsamkeit in die Geographie des eigenen Lebens zu bringen, die dem Weltbild einer mittelalterlichen europäischen Landschaft insofern entspricht, als dass der Maßstab der inneren oder äußeren Karte nicht die exakte Distanz zwischen Ort A und B wiedergibt, sondern die in einem Beziehungsgeflecht stehenden bedeutsamen Orte hervorhebt. Anders als im Mittelalter spielt hier nicht mehr die religiöse Prägung die dominante Rolle, sondern ich bin in der Lage, mit der Idee der Kraftfelder eine individuelle Karte zu zeichnen, die von anderen gelesen werden kann. 

(Demuth, beim Wandern auf einem byzantinischen Weg auf der griech. Insel Paros, S. 120: „Für ein paar Augenblicke erlaube ich mir die Illusion, im Magnetfeld Konstantinopels zu schreiten, ausgerichtet wie ein winziger Metallspahn vom unwiderstehlichen und verworfenen Glanz eines gottesfürchtigen Imperiums.“)



Jetzt will ich die Frage nach dem Verhältnis des Menschen zu Natur, Landschaft, Feld noch einmal durchspielen, in dem ich die Haltungen oder Positionen aufzähle, die in den verschiedenen Örtlichkeiten vom Menschen eingenommen werden können. Alle diese Positionierungen bringen Teilaspekte zum Vorschein:


1.    Ich bin der Welt gegenüber positioniert. Dort die Natur, hier bin ich. Der etwas abgedroschene Spruch: Die Natur braucht uns nicht, wir aber brauchen die Natur, gibt diese Haltung ganz gut wieder. Dahinter steckt die Vorstellung, es gäbe einerseits die Natur und andererseits die Menschen. Das ist ja auch nicht ganz falsch. Die Menschen haben eine besondere Rolle, die sich beispielsweise darin ausdrückt, dass es eine kulturelle Evolution gibt, die ganz anders und viel schneller vonstatten geht als die natürliche Evolution. Diese kulturelle Evolution gibt es nur beim Menschen. Daraus hat sich dann auch die Unterscheidung gebildet zwischen Natur einerseits und Kultur andererseits. Natur als das, was unabhängig von den Menschen existiert und Kultur als die Gesamtheit der menschengemachten Dinge und Strukturen. Übersehen wurde nur lange, dass Kultur in die natürlichen Zusammenhänge verwoben ist, so wie der Mensch. 



2.    Der Mensch positioniert in einer Landschaft. Das große Bild ist die Landschaft mit ihren reziproken Bezügen, den materiellen, ästhetischen und energetischen Bedingungen, die die Landschaft sozusagen zusammenhalten. Und darin ist der Mensch irgendwo positioniert, ohne besonders herausgehoben zu sein. In diesem Bild des Verhältnisses von Mensch und Welt kommen ganz andere Abhängigkeiten und Bedingungen zur Geltung als bei dem Begriff der Natur. Der Mensch ist Teil der Landschaft und wird von ihr geformt, so wie die Landschaft vom Menschen mitgestaltet wird oder zumindest werden kann. Wir leben in einer Zeit in der es weder eine von Menschen unberührte Natur noch eine Landschaft ohne menschlichen Beitrag gibt. Aber der Begriff der Landschaft macht deutlicher, dass wir bei dieser Gestaltung uns selbst und unsere direkten Lebensbedingungen verändern. (Gaia als Landschaft?) Die Landschaft erlaubt viel mehr als der Begriff der Natur, ästhetisch oder besser poetisch verstanden zu werden. Landschaft hat immer Form, Natur bleibt ein abstraktes Konzept. 



3.    Die Welt entfaltet sich vom Nullpunkt meiner körperlichen Position aus. Diese phänomenologische Position oder Haltung bringt etwas ins Spiel, was bei den anderen beiden Begriffen nicht mitbedacht ist. Meine Einbettung in der Welt als wahrnehmendes und handelndes Wesen passiert vom Nullpunkt meines Körpers aus. Die Welt entfaltet sich um mich herum aus dem Zentrum meiner realen Position in Raum und Zeit. Ich erfahre die Welt immer von mir aus betrachtet. Natur und Landschaft sind Konzepte, die beide ein Verhältnis von Mensch und Welt konstruieren, das bestimmte Möglichkeiten der Interpretation dieses Verhältnisses erlaubt. Wenn ich von der Art und Weise ausgehe, wie ich – als ein Beispiel des Menschen – mich in der Welt auffinde, dann passt das Bild eines Feldes, genauer eines Kraftfelds mit mir als Zentrum gut. In der Philosophie hat die Phänomenologie (Husserl) diese Positionierung erforscht. 


Das Feld ist im Vergleich zu Natur und Landschaft der Begriff, der den stärksten menschlichen Einfluss ausdrückt. Ein Feld in der Landwirtschaft mag zwar noch Teil einer Landschaft sein und gehört irgendwie zur Natur, aber es ist weitestgehend von menschlichen Einflüssen geformt. Menschen bestimmen, wie dieses Feld auszusehen hat und welche Kräfte auf ihm wirken sollen. Das ist zwar bei der phänomenologischen Position im Zentrum des Felds nicht genau so, doch bleibt auch das Feld ein Konzept, mit dem nur bestimmte Dinge und Aspekte verstanden werden. Aber ohne die Einbeziehung dieser Position hängen die anderen quasi in der Luft. Außerdem ist das die Position aus der heraus Kunst entsteht. Kunst entsteht nämlich vom Kunstschaffenden aus. Kunst benötigt einen starken Begriff von Individualität, die sich aber nicht der Welt gegenüber sieht, sondern in ihr steht. (Ensemble und Kollektiv als Kunstschaffende sind komplexe Spielarten der Individualität.)

27/11/2022

seen from the perspective of IRWEGK and Art

(Thesis: The concept of landscape contains the call to artistic life).


I would like to  explore the different varieties of the relationship between man and the world through the terms mentioned above and reflect on which of these relationships give hope on positive change for the endangered world we live in. 

The background for this research is IRWEGKArrow Right Long.

The subject of contextualisation plays a role in my stimmf(i)eld-recordings, which I combine with this text. The recordings are created in sound situations that I find somewhere more or less by accident.  I do not create the situation, but place myself in it. I add my own vocal interventions to the sound situation. I try not to put the voice in the foreground, but to let it sound as part of the sound space. 

As always in my media arte povera activities, there is no big technical editing afterwards. Only the beginning and end of the track are sometimes slightly edited (fade in/out).

Nature


Nature is the most comprehensive of the terms in the headline. Nature seems to be everything, at least if one understands it cosmologically. At the same time, it is the most ambiguous term. It can mean many different things. 

The modern concept of nature, which we all carry with us and can no longer get rid of, places nature in opposition to culture. (The other confrontation, which is related to the first, sees man as opposed to nature. More on this later!). 

This opposition is fundamental to modern Europe. We have been shaped by it, and only very rarely is there a hint from other ways of thinking that it can also be thought differently. Then culture and nature are not opposed to each other, but are intertwined. 


One result of this division, which has become so apparent in recent decades, is the cultural distance of nature activists. There are many people and institutions that want to preserve and save nature, in which culture is seen as an adversary rather than a fellow campaigner. (This is another reason why the German Greens have never presented a convincing cultural agenda in their now long time of existence). Another example: Last Generation? 

That is only gradually changing. Nature does not exist! is a sentence that stands for this new tendency. It does not exist in the sense that it is presented as the opposite of culture. Culture, by the way, does not exist either. Now that the world as we knew it is falling apart, it is becoming clear that this separation is one of the reasons for the disaster. We must learn again to understand nature and culture as a common field (!). Then it will also no longer be possible, for example, to conduct economics as a science (?) in which the collateral damage that happens in nature is simply ignored and not integrated into one's calculations. Only in this way the world destruction (ecological and social) by capitalism was possible at all. 

The concept of a nature that stands in opposition to humans and the cultural world they have created was one of the preconditions for the triumph of capitalism. 

A new spirit that no longer obeys capitalism must be found and practised. This is a task that IRWEGK sets itself. The working thesis is: this spirit can be found in the field of art, which has a different way of understanding the relationship between the world and people than has been the norm in modernity. Not separation of subject and object, not seeing the world only as a scientific object or nature as a resource to be exploited, a rubbish bin or a recreation area. 



The Landscape


In my reflections on the concept of landscape, I refer to the writings of the author Volker Demuth: the article „Landschaftsentfaltung/unfolding of landscape" which appeared some time ago in Lettre International and Demuth's book entitled "Unruhige Landschaften/restless landscapes", subtitled "Ästhetik und Ökologie/ aesthetics and ecology" (Würzburg 2022).  The subtitle alone indicates that Demuth has a lot to teach us about a poetic-artistic understanding of the world, which we at IRWEGK seek to explore. 


Landscape is not an unproblematic concept either, but it has the potential to promote a way of thinking that practises respectful interaction with the world. The concept of landscape has not escaped unscathed in the era of capitalism and has long since been capitalistically boxed in: "We have, it seems, become accustomed in the majority to dividing landscape into two areas: on the one hand, into a space of experience, in which landscapes are kept ready as sentimental reception camps and wellness areas for those tired of civilisation and idylls provide aesthetic relaxants for the stressed psychological system; on the other hand, into a space of use, which we exploit and from which we make as much capital as possible. In bizarre parallelism, landscapes with intensive agro-industrial use and scenic tourism backdrops with recreational value lie directly next to each other." (Demuth, p. 56)


Landscape as a concept is more helpful than nature in understanding man's relationship to his habitat. Landscape is a "natural-social space", i.e. landscape is not simply nature, but a context composed of natural, social and cultural aspects that is somehow perceived as a unity. 

Nature, on the other hand, is the "other", something that seems to exist quite independently of culture or man. (Even though nature in this sense no longer exists at present because the whole earth is affected by human intervention).

Landscape is a system of relationships in which I am situated: sensual, emotional, cognitive - aesthetic, spiritual, giving meaning, relating.


I will list a few aspects of the concept of landscape from which a more comprehensive idea of landscape can be formed that supports the IRWEGK.


Landscape as a unit of life

In the Middle Ages, "landscape bound together the physicality of a region and those people who worked and spent their existence in it as a community into an inseparable unit of life". (Demuth, p. 53) We don't want to go back there, but we can learn something from this for our situation. If we understand ourselves as human beings in such a way that we are included in landscapes, we may recognise more quickly and better the ethical consequences that go hand in hand with our existence in the world. There is an ethos of relatedness. I have to relate to the references in which I live. The concept of landscape can help to re-establish an awareness of precisely this. 


Another important point of the old concept of landscape was its metaphysical dimension. In all cultures before modernity, spirits, gods or God were present in the landscape. That is, the sacred was always part of the landscape. This has become almost unimaginable for us today. The question is, how can we find something of this idea of sacredness again without having to rely on God or the gods? That is also what we try to practise at IRWEGK. 

To do this, it is important to realise that the original significance and "sacredness" of landscapes, with everything that can be found in them, has retreated into the sphere of art through aestheticisation in the course of Europe's modern development. There it hibernates until today and there we seek it out in order to reintegrate it into life with our modest means. We are now concerned with the aesthetic landscape:


Landscape as an aesthetic entity.

Later, in Renaissance and Modern Times, landscape becomes an aesthetic unity. As a human being, I suddenly look at a landscape (instead of being part of it), or even at a landscape painting. This looking triggers an inner reaction in me. That is, there is a correspondence of inside and outside. Talking about a landscape suddenly means talking about oneself. The correspondence of inner and outer landscapes becomes a guiding theme of Romanticism.

This too is a relatedness that can be important for our practice of exercising an artistic reference to the world. This is best done in combination with the earlier idea of landscape I outlined above. 


Now we can try to combine the notion of landscape with that of place. "Part of the constitution of humans is that they are part of space, not an abstract - logical, mathematical - space, but of places and landscapes." (Demuth, p. 55) 

The places where I live or to which I occasionally go represent landscapes or are the centres of landscapes placed around them. They are systems of reference that help determine how I live. There are dependencies, possibilities, conditions, opportunities, freedoms and necessities etc. that are connected to the landscape. 

(Landscape thus becomes a metaphorical concept and at the same time it remains a concrete concept). The concept of place helps to orientate in the system of landscapes. 

The Field


The concept of the field is obvious to someone who, like me, works with the label stimmfeld and hörfeld. I don't see field as an alternative to landscape, but as a term that allows us to examine a few aspects more closely. Two associations come to mind when thinking about the term field. On the one hand, I think of the agricultural field, i.e. a parcel of land - in the landscape - that is prepared in such a way that a certain plant and fruit thrives there. The idea of the field is as old as the invention of the systematic cultivation of grain about 12,000 years ago. However, the way fields are prepared has changed a lot. 

In this sense, the field is exposed to human intervention even more than the landscape. Seen in this way, the world now consists almost entirely of a succession of fields that have been changed to a greater or lesser extent by human influence. And in the capitalist concept of "nature", the world becomes a field that exists to wring as much as possible out of it in order to maximise profit. 

Now the question is: how can we change the conditions of these fields so that they once again give rise to landscapes in which humans are only one factor, and no longer the only decisive one?


The second association is that of the force field, a term that was only introduced by Michael Faraday in 1830. I am not going to delve into physics now, but define a force field quite unscientifically as a region in which an energetic situation is present that refers to itself, that is, has something to do with itself. In order to install this energetic situation, certain conditions are required that are given by the "bodies" that generate the force field. (Field coil, for example).

This is very close to what goes on in a voice performance as I understand it. I create and find conditions for a situation that promotes and allows certain actions and makes others more difficult. 

The voice field recordings are good examples of this. I find a situation that is somehow preformed in terms of sound and thus provides me with conditions that I have to bring into play for my intervention. What then emerges is perhaps more than a sound field: a soundscape. 


The image of the force field also allows me to draw my personal map, which shows the places and landscapes that have significance for me for whatever reason, with a suitable view. The places on the map become bodies from which the energetic fields radiate, onto the associated landscape and more importantly onto me, if I approach the places. This can happen in reality as a journey, but also ideally as a memory and imagination. Places that mean something to me have an effect on me even if I only move to them mentally. Using the force field metaphor in this way helps to bring a form of meaningfulness into the geography of one's own life that corresponds to the world view of a medieval European landscape in that the scale of the inner or outer map does not reflect the exact distance between place A and B, but emphasises the significant places standing in a network of relationships. Unlike in the Middle Ages, religious imprinting no longer plays the dominant role here, but I am able to use the idea of force fields to draw an individual map that can be read by others. 

(Demuth, while walking on a Byzantine path on the Greek island of Paros. Island of Paros, p. 120: "For a few moments I allow myself the illusion of walking in the magnetic field of Constantinople, aligned like a tiny metal spike by the irresistible and discarded splendour of a God-fearing empire.")

Now I want to revisit the question of man's relationship to nature, landscape, field, by listing the attitudes or positions that can be taken by humans in the various localities. All these positions bring out partial aspects:


1.    I am positioned opposite the world. There nature, here I am. The somewhat hackneyed saying: nature doesn't need us, but we need nature, reflects this attitude quite well. The underlying idea is that there is nature on the one hand and people on the other. That is not entirely wrong. Humans have a special role, which is expressed, for example, in the fact that there is a cultural evolution that takes place quite differently and much faster than natural evolution. This cultural evolution only exists in humankind. This has led to the distinction between nature on the one hand and culture on the other. Nature as that which exists independently of humans and culture as the totality of man-made things and structures. What was overlooked for a long time was that culture is interwoven into natural contexts, just like human beings themselves.

2.    The human being is positioned within a landscape. The big picture is the landscape with its reciprocal references, the material, aesthetic and energetic conditions that hold the landscape together, so to speak. And in this, the human being is positioned somewhere without being particularly distinguished. In this image of the relationship between man and the world, quite different dependencies and conditions come to the surface than in the concept of nature. Man is part of the landscape and is shaped by it, just as the landscape is or at least can be shaped by man. We live in a time in which there is neither a nature untouched by humans nor a landscape without human contribution. But the concept of landscape makes it clearer that in this shaping we are changing ourselves and our direct living conditions. (Gaia as landscape?) Landscape allows much more than the concept of nature to be understood aesthetically or better poetically. Landscape always has form, nature remains an abstract concept.

3.    The world unfolds from the zero point of my bodily position. This phenomenological position or attitude brings something into play that is not considered in the other two terms. My embeddedness in the world as a perceiving and acting being happens from the zero point of my body. The world unfolds around me from the centre of my real position in space and time. I always experience the world as seen from me. Nature and landscape are concepts that both construct a relationship between human being and world that allows certain possibilities of interpreting this relationship. If I start from the way I - as an example of the human being - find myself in the world, then the image of a field, or more precisely a force field with me as its centre, fits well. In philosophy, phenomenology (Husserl) has explored this positioning. 


Compared to nature and landscape, the field is the term that expresses the strongest human influence. A field in agriculture may still be part of a landscape and somehow belong to nature, but it is largely shaped by human influences. People determine what this field should look like and what forces should act on it. This is not exactly the case with the phenomenological position at the centre of the field, but the field also remains a concept with which only certain things and aspects are understood. But without the inclusion of this position, the others are virtually hanging in the air. Moreover, this is the position from which art emerges. Art, in fact, emerges from the creator of art. Art needs a strong concept of individuality, which, however, does not stand in front of the world, but in it. (Ensemble and collective as creators of art are complex varieties of individuality).

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